Der schnelle Weg in die Welt der Werbung

Das Geschäftsfeld Werbelektorat ist für unsereins eine abwechslungsreiche und – entsprechende Qualifikation vorausgesetzt – lukrative Alternative zum klassischen Verlagslektorat. Wer nicht nur reine Korrektorate anbietet, sollte daher mit den Begriffen und Arbeitsfeldern der Werbung hinreichend vertraut sein: ein Grund, sich ein Fachlexikon anzuschaffen.

Das in 4. Auflage erschienene „Gabler Kompaktlexikon Werbung“ verspricht in seinem Klappentext Großes: „Von der Konzeption einer Werbekampagne bis zur Erfolgskontrolle finden Sie alles, was Sie für Ihre tägliche Arbeit benötigen.“ Insofern gilt auch für diesen Text, dass Werbung zu Übertreibungen neigt.

Richtig ist, dass das Lexikon das Gesamtfeld der Werbung behandelt. In der vorliegenden neuen Ausgabe wurden insbesondere Informationen zu den neuen Medien ergänzt. Doch „alles“, was ein Werbetreibender braucht, ist hier – der titelgebenden Kompaktheit des Buches geschuldet – nun wirklich nicht dargestellt. So finden sich zwar knappe Erläuterungen zu derzeit viel gebrauchten Begriffen wie „Web 2.0“ oder „Facebook“. Wer jedoch beispielsweise zu letztgenanntem Unternehmen eine kritisch-differenzierte Bewertung sucht, wird bei Wikipedia weit eher fündig. Das ist keine bloß akademische Frage, schließlich sind Aspekte der Datensicherheit durchaus ein gewichtiges Thema für Werbetreibende, die sich moderner sozialer Netzwerke bedienen.

Ähnlich sieht es mit den klassischen Themen aus, die gerade auch für Einsteiger ins Lektorat von Interesse sind: Der Lesende findet schnelle, anschauliche Informationen z. B. zur typographischen Unterscheidung zwischen serifenlosen und Serifen-Schriftarten. Eine Diskussion der lesepsychologischen Differenz zwischen diesen beiden Schriftstilen sucht man indessen vergeblich.

Dennoch ist gerade die scheinbare Schwäche dieses wirklich kompakten Nachschlagewerkes zugleich seine größte Stärke: Das Paperback ist handlich und benutzerfreundlich, nicht nur zum Nachschlagen von für Werbelaien kryptischen Begriffen wie Spill-over-Effekt und Ähnlichem. Es ist zugleich ein kleiner Schmöker, in dem man zwischendurch gerne blättern und sich durch die vielen Querverweise zu verwandten Themen führen lassen kann. Das Gefühl des „Surfens“, das sonst üblicherweise dem WWW zugeschrieben wird, kommt hier eher auf als beim oft ermüdenden Durchforsten des Internets auf der Suche nach wirklich zuverlässigen, schnellen und sachlichen Informationen.



Dirk Müller, Braunschweig

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