Ein Füllhorn an Informationen, das keine Wünsche offen lässt

Seit 25 Jahren gibt der Uschtrin Verlag in München das Handbuch für Autorinnen und Autoren heraus. Pünktlich zu diesem Jubiläum ist nun die siebte, komplett überarbeitete Auflage erschienen: ein 700-Seiten-Wälzer, prall gefüllt mit allem, was man als Autor oder Autorin wissen muss.

Fünfzehn zum Teil sehr ausführliche Kapitel (von „Verlage und Genres“ über „Literaturagenturen“, „Kontaktaufnahme“ und „Literaturzeitschriften“ bis hin zu „Aus- und Fortbildung“, „Marketing“ oder „Alternative Publikationsmöglichkeiten“, dazu etliche Spezialthemen wie „Drehbuchschreiben“ oder „Theaterautoren“) beleuchten den Beruf der Autorin von allen Seiten so detailliert und abwechslungsreich, dass selbst für Berufsanfänger kaum eine Frage offen bleiben dürfte. Die besondere Stärke dieses Ratgebers liegt dabei in seinem gelungenen Wechsel zwischen reinem Nachschlagewissen und ansprechend aufbereiteten Artikeln sowie Essays aus der Welt der schreibenden Zunft.

Gut recherchierte Fakten, Zahlen und Statistiken sind überschaubar zusammengestellt, bringen die wesentlichen Aussagen auf den Punkt – so detailliert wie möglich, so gestrafft wie nötig – und lesen sich so leicht und angenehm, dass man das Handbuch gar nicht mehr weglegen möchte. Die zahlreichen Interviews und Reportagen sowie Erfahrungsberichte von Autoren und Branchenverwandten diverser Genres, die direkt aus den Tiefen ihrer jeweiligen Nähkästchen plaudern, machen die Erkundung des Berufsfelds „Autor/Autorin“ lebendig, lebensnah und zum reinsten Lesevergnügen. Sie fehlen in keinem Kapitel und beleuchten auch Nachbardisziplinen und Exotisches, wie etwa den Beruf des Übersetzers oder die Vita einer Heftroman-Autorin.

Ohne Beschönigungen wird dabei auch auf die Hürden und Schattenseiten des Berufs eingegangen und mit Illusionen und falschen Vorstellungen (etwa zu den Auswahlkriterien bezüglich Manuskripten in Verlagen und Agenturen) aufgeräumt. Dass den Herausgebern dabei gelegentlich auch selbst Klischees durchgehen – wie etwa, wenn im Interview mit einem erfolgreichen Autor, der vom Kleinverlag zu einem großen Publikumsverlag gewechselt hat (S. 254), in den Fragen beharrlich die (nach den Erfahrungen der Rezensentin längst widerlegte) Mär vom „großen bösen Konzernverlag“ wiederholt wird – irritiert zwar, lässt sich aber im Kontext vielleicht auch als bewusste Provokation interpretieren …

Jedes Kapitel schließt mit einer umfangreichen Link- und Literaturliste ab, mit der der Leser jede Menge Anhaltspunkte zur eigenen Weiterentwicklung an die Hand bekommt. Hilfreich sind auch die langen Listen mit Verlagen, den Kapiteln entsprechend nach Genres sortiert. Auch wenn diese sicherlich nur eine (subjektive) Auswahl der Herausgeber darstellen können, sind sie dennoch ein guter Ausgangspunkt für eigene, weitergehende Recherchen der Leserin. Das Gleiche gilt für die ebenso umfangreiche Liste der Literaturagenturen, die im Kapitel „Agenturen“ – aus Sicht der Rezensentin dem Herzstück des Handbuchs – Jungautorinnen und -autoren Mut zu den ersten Schritten der Selbstvermarktung macht.

Nicht minder detailliert und informativ ist der ebenso wichtige wie meist als trocken empfundene Themenkomplex Versicherungen, Vertrags- und Urheberrecht, Betriebskalkulation und Honorare sowie dergleichen mehr, womit sich viele (allzu viele!) Kreative in unserer Branche bekanntermaßen nicht so gerne auseinandersetzen. Doch auch diese Inhalte sind im Kapitel „Recht und Soziales“ mit Musterverträgen, exemplarischen Kalkulationen und realistischen Fallbeispielen so ansprechend aufbereitet, dass man nicht daran vorbeilesen kann.

Lobend erwähnt werden muss im Übrigen auch das umfangreiche und benutzerfreundliche Register – erstellt von Jochen Fassbender, dem Begründer des kleinen und (noch) viel zu wenig bekannten Deutschen Netzwerks der Indexer (DNI) –, das sich wohltuend von den kläglichen und oft schier unbrauchbaren Registern so mancher deutschsprachiger Nachschlagewerke abhebt.

Bleibt einzig ein technischer Kritikpunkt: Die Druckfarbe Silber, in der – das 25-jährige Jubiläum farblich würdigend – Vorspanntexte und andere Elemente gesetzt sind, ist nicht ganz glücklich gewählt, denn sie ist einfach zu schwer lesbar. Vielleicht überlegen sich die Herausgeber ihre Idee, im Jahre 2035 „zum Gold greifen [zu] können“, ja noch …

Eva Wagner, Hechingen

uschtrin_2010