Recherchieren wie die Profis

Wenn Lektoren den Auftrag bekommen, die Inhalte in einem Manuskript fachgerecht zu überprüfen, suchen sie bald nach Hintergrundinformationen. „Recherchieren“ erläutert, wo sie die gewinnen und wie am besten strukturieren können. In erster Linie hat Markus Kaiser das Buch „Recherchieren“ für Journalisten geschrieben, deshalb finden Lektoren nicht zu jedem Kapitel einen praktischen Zugang. Trotzdem, nicht nur Journalisten recherchieren. Der Autor zählt im Vorwort noch andere Berufsgruppen auf: Schriftsteller, Pressemitarbeiter von Unternehmen und Verbänden, wissenschaftliche Mitarbeiter von Abgeordneten.

Wenn Lektoren den Auftrag bekommen, die Inhalte in einem Manuskript fachgerecht zu überprüfen, suchen sie bald nach Hintergrundinformationen. „Recherchieren“ erläutert, wo sie die gewinnen und wie am besten strukturieren können.

In erster Linie hat Markus Kaiser das Buch „Recherchieren“ für Journalisten geschrieben, deshalb finden Lektoren nicht zu jedem Kapitel einen praktischen Zugang. Beispielsweise spielt der investigative Journalismus für ihren Arbeitsalltag keine Rolle. Auch bei den Abschnitten zum Informantenschutz oder zum Presserecht verhält es sich so. Trotzdem, nicht nur Journalisten recherchieren. Der Autor zählt im Vorwort noch andere Berufsgruppen auf: Schriftsteller, Pressemitarbeiter von Unternehmen und Verbänden, wissenschaftliche Mitarbeiter von Abgeordneten …

Die Lektoren erwähnt er an dieser Stelle nicht. Das erscheint, zumindest auf den ersten Blick, auch vollkommen verständlich. Denn das klassische Bild vom Lektor sieht nun einmal so aus, dass er hinter seinem Schreibtisch sitzt und Texte korrigiert. Im Stil, in der Sprache … Aber natürlich auch, so weit es den Inhalt betrifft. Und hier kommt es durchaus vor, dass auch Lektoren recherchieren müssen.

Etwa bei einem Text über Geschichte, Wirtschaft oder Politik. Da hat der Autor seitenweise Fakten zusammengetragen. Und der Lektor bietet an, diese zu überprüfen. Vielleicht nur Zahlen und Daten, alternativ aber auch die Hintergründe. Dafür empfiehlt es sich, mit einem Rechercheplan zu arbeiten. Denn so behält man eine bessere Übersicht.

Markus Kaiser erläutert, wie so ein Plan zu erstellen ist. Er geht dabei chronologisch vor, in drei Phasen unterteilt: vor dem Recherchieren, währenddessen und danach. Hier führt er die Leser in die praktische Umsetzung ein. Außerdem stellt er mögliche Risiken zur Diskussion, damit Personen, die ihren eigenen Rechercheplan entwickeln, von vornherein Fehler vermeiden können.

Hilfreich sind für die Lektoren auch die beiden Kapitel über Recherchewerkzeuge. Zum einen in der analogen Welt: Interview, Veranstaltungen, Archive und Bibliotheken … Welcher Zugang ist wann geeignet? Andererseits bezieht sich der Autor auf die Recherchewerkzeuge in der digitalen Welt. Dazu gehören beispielsweise Suchmaschinen oder Social Media. Allerdings bleibt dieses Kapitel, im Vergleich mit den anderen, ein wenig blass. Denn immer wieder fehlt der praktische Bezug. Etwa im Unterkapitel „Newsletter“ beschreibt der Autor, wie sie aufgebaut und wo sie zu beziehen sind. Er geht auch auf die Auswahl von Newslettern ein, schließlich kann nicht jeder alles bekommen. Doch fehlt ein konkretes Beispiel und die Verknüpfung zur journalistischen Arbeit, welche den Betroffenen die Entscheidung erleichtern könnte.

Nicht ganz glücklich ist es auch, dass Markus Kaiser mit seinen Ausführungen wiederholt in die Vergangenheit abgleitet. Und Geschichten erzählt, die heute, für die praktische Arbeit, eigentlich nichts bieten.

Doch das sind nur Kleinigkeiten. Unterm Strich legt Markus Kaiser ein Buch vor, das besticht. „Recherchieren“ glänzt, denn der Titel hält sich praxisnah, ist insgesamt mit zahlreichen Beispielen illustriert. Die einzelnen Komponenten stehen daher nicht abstrakt im Raum. Sie werden auch nicht an irgendeiner Stelle weiter hinten mit der praktischen Arbeit verbunden, sondern unmittelbar nach der Erklärung, was jeweils darunter zu verstehen ist. So prägen sich die Inhalte beim Lesen ein.

Dies ermöglicht der Verfasser auch durch die gewählte Sprache. Obwohl es sich um ein wissenschaftliches Werk handelt, schreibt Markus Kaiser so, dass ihm jeder ohne Wörterbuch problemlos folgen kann. Wenige Fußnoten und Querverweise, keine irritierenden Fachbegriffe. Die Sprache ist klar, der Inhalt gut gegliedert. Wie bei einem Ratgeber.

Und Rat können Lektoren auch gebrauchen, wenn sie zum Beispiel eine Pressemitteilung herausgeben wollen. Oder wenn sie darüber nachdenken, ihr Angebotsspektrum zu erweitern. Sie überlegen sich, dass sie noch ein weiteres Thema aufnehmen könnten, das sie interessiert, zu dem sie bisher aber nicht genügend wissen. Dann können sie mit diesem Buch zuverlässig arbeiten, sich die nötigen Kenntnisse gut strukturiert erschließen und hinterher sagen: „Ich übernehme jetzt auch Texte für …“

Auf jeden Fall wäre das einen Versuch wert!

Daniela Preiß

Markus Kaiser: Recherchieren. Klassisch – online – crossmedial, 148 Seiten, Taschenbuch, Springer VS, Wiesbaden, 2015, ISBN Print: 978-3658087203, ISBN/EAN E-Book: 9783658087210

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