Alles außer Hochdeutsch – Verschwindet Rechtschreibung aus dem Unterricht?
Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren sieht viel Arbeit auf seine Mitglieder zukommen
Mit großem Interesse verfolgt der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL) die Diskussion um die künftige Relevanz von Rechtschreibkompetenz, die Winfried Kretschmann, Ministerpräsident in Baden-Württemberg, angestoßen hat. Es gebe „kluge Geräte“, die Grammatik und Fehler korrigierten, zeigte sich Winfried Kretschmann überzeugt von der Verlässlichkeit der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz (KI).
Lektorinnen und Lektoren, die von Rechtschreibprogrammen bearbeitete Texte prüfen, stellen allerdings fest, dass digitale KI von Fehlerfreiheit noch sehr weit entfernt ist. Sie schließen sich der Meinung der Vorsitzenden des Deutschen Philologenverbandes Susanne Lin-Klitzing an, die dazu erklärt: „Die Autokorrektur reicht nicht, weil der Computer nicht jeden Fehler korrigiert, geschweige denn richtige Kommas setzt, um Sinnzusammenhänge und Zusammenhänge zwischen Neben- und Hauptsätzen zu verdeutlichen.“ Wer diese Fähigkeiten nicht in der Schule erwirbt, muss sich im Zweifelsfall später entweder blind auf die Technik verlassen – oder Fachleute engagieren.
Bedenklicher Kompetenzverlust
Lektorinnen und Lektoren, die beispielsweise mit einem Rechtschreibkorrektorat der Arbeiten künftiger Bachelor oder Master beauftragt werden, beobachten schon seit einigen Jahren, wie sich die Textqualität zunehmend verschlechtert. „Sprache formt bekanntlich das Denken, und der Verlust an Ausdruckskraft und der Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen ist bereits heute bei Studierenden bundesweit deutlich erkennbar“, konstatiert VFLL-Mitglied Dr. Kirsten Reimers, Lehrbeauftragte im Fachbereich Germanistik an der Uni Magdeburg. Reimers interessiert sich als Lektorin besonders für die Entwicklung Künstlicher Intelligenz im Zusammenhang mit Sprache und Literatur.
Expertenwissen in Zukunft gefragter denn je
Qualitätskontrolle gilt als zentrales Instrument in der Industrie, für deren Perfektionierung mittels Digitalisierung und KI viel investiert wird. Technologiegläubigkeit, die einen Methodentransfer in nicht-technische, komplexe Bereiche wie die Textproduktion befördern will, führt dazu, dass sich immer mehr Leserinnen und Leser über immer schlechtere Texte ärgern müssen.
Susanne Janschitz, erste Vorsitzende des VFLL, kommentiert den Vorstoß des baden-württembergischen Ministerpräsidenten augenzwinkernd: „Dass man in Baden-Württemberg den Naturwissenschaften und der Technologiekompetenz besonders viel Gewicht einräumt, unterstreicht der Slogan Wir können alles. Außer Hochdeutsch ja schon lange. Wenn diese Entwicklung zuungunsten der Sprach- und Schreibkompetenz weiter zunimmt, werden sich die Kolleginnen und Kollegen des VFLL in Zukunft vor Aufträgen kaum noch retten können.“
Über den VFLL
Der im Jahr 2000 gegründete VFLL feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen als Berufsverband für freiberuflich arbeitende Lektorinnen und Lektoren im deutschsprachigen Raum. Er kümmert sich um die beruflichen Interessen seiner mehr als 1000 Mitglieder, zu denen neben Lektorinnen und Lektoren auch (Schluss-)Redakteure und Korrektorinnen zählen. Der VFLL setzt sich in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik für die wirtschaftlichen und sozialen Belange der freien Lektorinnen und Lektoren ein. Er ist Mitglied im Deutschen Kulturrat und in der Deutschen Literaturkonferenz. Den bei der Künstlersozialkasse (KSK) versicherungspflichtigen Lektorinnen und Lektoren kommt zugute, dass der VFLL sowohl im Beirat als auch im Widerspruchsausschuss der KSK vertreten ist. Seit 2016 ist der VFLL zudem Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
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Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL)
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