Lektoratsprofis diskutieren Freiheit der Sprache
Die Bestsellerautorin und Präsidentin des European Writers’ Council Nina George wird mit einem Impulsvortrag die diesjährige Fachtagung Freies Lektorat eröffnen. Unter dem Titel „Von der Macht und Ohnmacht der Wörter“ will sie den Blick schärfen für das, was Sprache kann, was sie über den Stand der Demokratie und Diskursfähigkeit in einer Gesellschaft verrät und welche Verantwortung bei denen liegt, deren Medium sie ist. Die Konferenz findet vom 16. bis 17. September in den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) statt. Eingeladen sind Fachleute aus dem Lektorat und der Buch- und Medienbranche, aber auch alle anderen Interessierten. Veranstalter ist der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL).
Müssen literarische Werke ein safer space sein?
Wörter haben die Macht, Meinungen zu bilden. Sie können vermeidend oder schönfärbend sein, aber auch wahrhaftig und anrührend. Sie können heilen – und verletzen. Aktuelle Debatten über kulturelle Tabuzonen zeigen die gesellschaftliche Relevanz und Wirkmacht von Sprache. In ihrem Vortrag wird Nina George diese Wirkmacht aus der Perspektive der Schriftstellerin reflektieren. Dass ein Bewusstsein für die „Macht und Ohnmacht der Wörter“ auch für freie Lektorinnen und Lektoren unabdingbar ist, unterstreicht VFLL-Vorsitzende Susanne Janschitz: „Selbstverständlich verfolgen wir die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über Sprache und Literatur und nehmen aktiv daran teil. Schließlich betreffen sie unsere tägliche Arbeit. Als Text-Profis beraten wir Autorinnen und Autoren, wie sie kulturell sensibel schreiben können, ohne ihre Freiheit der Textgestaltung aufzugeben. Deshalb ist es uns wichtig, mit ihnen im Gespräch zu bleiben, und deswegen haben wir Nina George eingeladen.“
Podiumsdiskussion fragt nach Kriterien für gute Literatur
In der anschließenden Podiumsdiskussion wird Moderator Jörg Schieke die Vortragsthemen aufgreifen. Unter dem Titel „Texte für die Jetztzeit: Vom Lesen und Schreiben“ wird er mit seinen Gästen diskutieren, was gute Literatur heute ausmacht und welche Kriterien es dafür gibt. Schieke, der selbst lange Verlagslektor war, arbeitet als freier Journalist und Autor, unter anderem für das Radioprogramm von MDR Kultur. Mit ihm diskutieren neben Nina George:
- Tobias Hülswitt, Autor und Dozent für literarisches Schreiben
- Sarah Lutzemann, Buchhändlerin und Gründerin der Diversity-Buchhandlung Kohsie in Halle
- Katharina Gerhardt, freie Lektorin und VFLL-Mitglied
Gendern, Honorare, Formate – darüber wird in Workshops diskutiert
Um sprachliche Sensibilität wird es auch in einem der Workshops gehen, die im Rahmen der Tagung angeboten werden. Die Journalistin Katalin Valeš, Mitgründerin der Online-Plattform „Genderleicht“, wird den Lektorinnen und Lektoren aufzeigen, wie gendersensible Sprache einen wertschätzenden Sprachgebrauch ermöglicht. Weitere Workshop-Themen sind:
- Konfliktgestaltung in belletristischen Texten
- Schatzsuche: Geschäftsmodelle rund ums Selfpublishing
- TeX-basierter Textsatz – Vorteile und Anwendung für wen und wofür?
- Honorare – realistisch, angemessen … und durchsetzbar?
- Sprechen & Stimme – vom Umgang mit der Standardaussprache
Fachkonferenz an historischem Ort
Das Motto der diesjährigen Fachtagung, „Vom Lesen und Lernen“, nimmt Bezug sowohl auf das Weiterbildungsprogramm als auch auf den Veranstaltungsort. Mitorganisatorin Grit Zacharias erläutert: „Die Franckeschen Stiftungen waren im 18. Jahrhundert die Wiege einer neuen Pädagogik, aus der später das Realschulwesen hervorging. Wir tagen also an einem historischen Ort des Lernens. Damit richten wir als professionelle Leserinnen und Leser die Aufmerksamkeit auf den wichtigen Zusammenhang von Lektüre und Bildung. Lektorinnen und Lektoren sorgen dafür, dass Texte gut lesbar und verständlich sind, und erleichtern so anderen Menschen das Lernen. Und natürlich lernen wir durch unsere Arbeit selbst jeden Tag Neues dazu.“
Nachfeier zum Verbandsjubiläum
Mit der Fachtagung 2022 holen die Mitglieder des VFLL die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Verbandsjubiläum nach, die wegen der Coronapandemie zweimal verschoben werden mussten. Am Abend des 17. Septembers wird es eine Festveranstaltung im „Krug zum Grünen Kranze“ am Saale-Ufer geben. Zum Rahmenprogramm gehören außerdem geführte Rundgänge durch die Franckeschen Stiftungen und das Stadtzentrum von Halle. Am Abend des 16. Septembers haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz bei einem gemeinsamen Essen Gelegenheit zum Netzwerken.
Nach Abschluss der Fachtagung trifft sich der VFLL am 18. September zu seiner jährlichen Mitgliederversammlung, auf der unter anderem die Wahl eines neuen Vorstands ansteht.
Anmeldung bis Mitte August möglich
Die Anmeldung ist bis zum 14. August online über die VFLL-Website möglich. Mitglieder des VFLL sowie seiner Partnerverbände (BücherFrauen, Illustratoren Organisation, Junge Verlags- und Medienmenschen, Selfpublisher-Verband, Texterverband, VdÜ, ATICOM) zahlen für die Teilnahme 130 €, alle anderen Besucherinnen und Besucher 180 €.
Über den VFLL
Der im Jahr 2000 gegründete VFLL ist Berufsverband für freiberuflich arbeitende Lektorinnen und Lektoren im deutschsprachigen Raum. Er kümmert sich um die beruflichen Interessen seiner mehr als 1100 Mitglieder, zu denen neben Lektorinnen und Lektoren auch (Schluss-)Redakteure und Korrektorinnen zählen. Der VFLL setzt sich in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik für die wirtschaftlichen und sozialen Belange der freien Lektorinnen und Lektoren ein. Den bei der Künstlersozialkasse (KSK) versicherungspflichtigen Lektorinnen und Lektoren kommt zugute, dass der VFLL sowohl im Beirat als auch im Widerspruchsausschuss der KSK vertreten ist. Über die Deutsche Literaturkonferenz gehört der VFLL schon seit 2001 dem Deutschen Kulturrat an. Seit 2016 ist er zudem Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Pressekontakt VFLL
Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL)
Inga Beißwänger (Pressereferentin)
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51379 Leverkusen
Tel.: 02171 366 97 96
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